Ein im Streit oder zum SpaĂ gebrauchtes Schimpfwort âDu Warzenschweinâ oder auch der Begriff âHexenmalâ mag demonstrieren, mit welchen Emotionen die hautfarbenen AuswĂŒchse der Haut belegt werden, insbesondere dann, wenn sie an exponierter Stelle wie Gesicht oder HĂ€nden auftreten! Doch nicht alles, was wie eine Warze aussieht, ist auch eine und – was viele Menschen nicht wissen – nicht alle Warzen sind ansteckend!
So gibt es z.B. kleine, langstielige FleischlĂ€ppchen der Haut, besonders gerne am Hals, unter den Achseln oder in anderen Körperfalten, manchmal auch dunkel pigmentiert, die von den Medizinern als âFibromeâ bezeichnet werden. Sie sind völlig harmlos, nicht ansteckend und können durch den Arzt gegen eine GebĂŒhr (kosmetischer Eingriff) mittels Laser oder der sterilen Schere entfernt werden. Daneben gibt es, gerne im Gesicht, dann teilweise auch behaart oder am Körper hautfarbene, rundliche Erhebungen, die zu den Leberflecken (=Muttermale) gehören (sog. âdermalen Naeviâ), die aber in aller Regel harmlos und ohne jede Ansteckungsgefahr sind. Auch diese HautauswĂŒchse lassen sich meist ohne sichtbare Narbenbildung mit dem Skalpell oder Laser entfernen, wenn aus Ă€sthetischen GrĂŒnden gewĂŒnscht. Eine weitere Gruppe nicht ansteckender Warzen sind die Alterswarzen oder seborrhoischen Warzen (âVerrucae seborrhoicaeâ), die allerdings auch bereits im jugendlichen Alter auftreten können. Meist sind sie lĂ€nglich-oval, am Bauch oder RĂŒcken angesiedelt, haben eine raue OberflĂ€che und können tiefschwarze FĂ€rbungen annehmen, so dass sie – manchmal sogar von Ărzten – fĂŒr schwarzen Hautkrebs gehalten werden! Diese Warzen werden – bei entsprechender Veranlagung – mit dem Alter immer zahlreicher und man kann ihrer Entwicklung leider nicht vorbeugen! Auch wenn sie z.T. erhebliche GröĂen (bis zu mehrere Zentimeter Durchmesser!) annehmen und wenn ihre OberflĂ€che teilweise durch mechanische Einwirkungen auf- oder abreiĂen kann sind seborrhoische Warzen völlig harmlos! Sie können durch den Arzt unter Anwendung eines scharfen Instrumentes aus der Haut âgelöffeltâ werden oder aber mit dem medizinischen Laser abgetragen; natĂŒrlich gegen eine entsprechende GebĂŒhr. Wegen der Verwechslungsgefahr mi dem gefĂ€hrlichen schwarzen Hautkrebs empfiehlt sich zur Beurteilung in jedem Falle eine Vorstellung beim Hautfacharzt!
Nun zu den echten Warzen:
Warzen sind die Folgen von Virusinfektionen der Haut durch sog. âHP-Virenâ (humane Papillomviren), Ă€hnlich wie bei einer Grippe oder beim Herpes; nur dass hier nicht nur die SchleimhĂ€ute, sondern auch die normale Haut wie die an den HĂ€nden oder FuĂsohlen betroffen ist. Deshalb sind alle echten Warzen mehr oder weniger stark ansteckend! Es gibt auch unter den echten Warzen viele unterschiedliche Warzentypen, die in der Regel von unterschiedlichen Virus-Unterarten des HP-Virus ausgelöst werden.
Die Dellwarzen oder Schwimmbadwarzen (âmollusca contagiosaâ) sind hochansteckende, rundlich-glĂ€nzende, kleine bis kleinste Warzen hĂ€ufig in der NĂ€he des Genital- oder Analbereiches; bei Kindern oft auch ĂŒber den ganzen Körper verteilt, die bei genauerem Hinsehen in ihrem Zentrum eine Delle aufweisen (daher auch der Name). Dellwarzen findet man besonders hĂ€ufig bei Kindern oder Kleinkindern; sie werden durch infiziertes Schwimmbadwasser oder direkten Körperkontakt ĂŒbertragen. Im Gegensatz zu der landlĂ€ufigen Meinung, diese Warzen wĂŒrden ohne Ă€rztliches Zutun von alleine abheilen, ist eine schnellstmögliche Behandlung durch den Hautfacharzt dringend geboten, da diese Warzen sich sonst blitzartig ĂŒber den gesamten Körper verteilen (verhundertfachen) können! In einer solchen Situation hilft dann leider nur noch eine Operation in Vollnarkose unter stationĂ€ren Bedingungen – und wer möchte seinem Kind derartiges antun!
Behandelt werden Dellwarzen nach oberflĂ€chlicher BetĂ€ubung der Haut mit einer Spezialcreme (âEMLA-Salbeâ) mit einer Splitterpinzette oder einem sog. âscharfen Löffelâ.
Plane juvenile Warzen sind kleine bis kleinste, manchmal nur bei seitlicher Beleuchtung sichtbare hautfarbene WĂ€rzchen vorzugsweise im Gesicht oder an den HĂ€nden jĂŒngerer Patienten, die sich im Laufe der Zeit beetartig ausbreiten können (auch provoziert durch Kratzen!). Therapeutisch stellen diese Miniwarzen ein groĂes Problem dar: es werden Versuche zu ihrer Entfernung mit SchĂ€lcremes oder -kuren gemacht (Vitamin A SĂ€ure, FruchtsĂ€ure); auch chirurgische Verfahren wie Kryotherapie (Behandlung mit extremer KĂ€lte), dem scharfer Löffel oder dem Laser (Erbium Yag-, Kohlendioxid-Laser) kommen zu Einsatz.
Die normalen oder einfachen Warzen (âverrucae vulgĂ€resâ) treten bei immerhin 13% der Bevölkerung auf, die sich irgendwann einmal in ihrem Leben angesteckt haben. Warzen sind hautfarbene, flache oder halbkugelig erhabene HautverĂ€nderungen mit mehr oder weniger stark zerklĂŒfteter OberflĂ€che. Sie bilden sich gerne am HandrĂŒcken, auf der RĂŒckseite der Finger oder um den Nagelwall herum.Ein besonders ausgeprĂ€gter Warzenbefall kann bei Menschen mit Neigung zur âAtopieâ (Heuschnupfen, allergisches Asthma, Neurodermitis) oder mit abgeschwĂ€chtem Abwehrsystem (Zuckerkrankkheit, HIV-Infektion) auftreten.
Dornwarzen treten an Handtellern (âPalmarwarzenâ), bevorzugt aber an den FuĂsohlen (âPlantarwarzenâ) auf und zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich wie ein Dorn tief in das Hornhautgewebe eingraben, so dass sie beim festen Zugreifen bzw. beim Laufen durchaus Schmerzen verursachen können. Viele Menschen tragen diese Warzen (enthalten hĂ€ufig den HP-Virus Typ 1) Jahre oder sogar Jahrzehnte mit sich herum und stellen damit eine stĂ€ndige Infektionsquelle fĂŒr Andere dar, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein! Eine Sonderform sind die in gröĂerer Anzahl an HĂ€nden und FĂŒĂen auftretenden, eher oberflĂ€chlichen (enthalten HPV-2 und -4), die meistens keine Symptome verursachen.
Feigwarzen (âCondylomata accuminataâ, verursacht meist durch HPV-6 oder-11) bilden sich – meist durch Geschlechtsverkehr oder zumindest intensiven Körperkontakt ĂŒbertragen – im Genitalbereich von MĂ€nnern und Frauen oder um die Analöffnung herum. Leider kommt es nicht selten vor, dass bei Vorliegen von Feigwarzen auf der sichtbaren Schleimhaut auch Bereiche betroffen sind, die von dem behandelnden Arzt nicht mehr durch bloĂen Augenschein erkannt werden können (Vagina, Harnröhre des Mannes, Enddarm). Daher muĂ bei Vorliegen Ă€uĂerlicher Feigwarzen immer auch eine Inspektion der nicht einsehbaren SchleimhĂ€ute durch den Frauenarzt, den Urologen oder den Enddarmspezialisten (âProktologeâ) erfolgen. Bei Feigwarzen handelt es sich um hellbraune, hĂ€ufig spitz zulaufende WĂ€rzchen, die nicht selten beetartig und zu Gebilden mit blumenkohlartiger OberflĂ€che angeordnet sind. Manche dieser Warzen bestehen auch aus rötlich braunen bis braun-schwarzen, halbkugeligen Gebilden, die sich zu riesigen Warzenhaufen zusammenballen können.
Da Feigwarzen ansteckend sind, sollte bis zur vollstĂ€ndigen Entfernung geschĂŒtzter Geschlechtsverkehr angeraten werden! Bei nachgewiesenem Befall von Vagina, GebĂ€rmuttermund, Harnröhre oder Enddarm ist in aller Regel eine Operation des Patienten in Vollnarkose notwendig! Nicht nur dieses Problem, sondern auch die Tatsache, dass einige derjenigen Viren, welche fĂŒr die Entstehung dieser Warzen verantwortlich sind, fĂŒr die Entstehung bösartiger Tumoren aus den Warzen verantwortlich gemacht werden (speziell Typ HPV-8 und HPV-16) macht deutlich, dass es sich bei der Ăbertragung von Feigwarzen nicht um ein âKavaliersdeliktâ handelt, wie hĂ€ufig angenommen, sondern um eine Erkrankung der SchleimhĂ€ute, die so schnell wie möglich in die HĂ€nde eines erfahrenen Facharztes gehört!
Die Behandlung von Warzen
im Allgemeinen wird zunĂ€chst mittels Anwendung stark sĂ€urehaltiger Mittel (hĂ€ufig: SalicylsĂ€ure 15-50%) in Form von Tinkturen oder Lacken oder in Pflasterform durchgefĂŒhrt. Hierdurch werden die Proteine der Oberhaut denaturiert (sichtbar am WeiĂwerden der Hornhaut), so dass sich die entsprechend behandelten Hautpartien leicht mit einem scharfen Gegenstand, einer Pinzette oder einem Hornhauthobel entfernen lassen. Einige dieser âWarzenlackeâ enthalten zusĂ€tzlich Virenabtötende Substanzen, so dass bereits die anbehandelte Warze nicht mehr ansteckend ist. Sehr effektiv ist auch die Behandlung mit extremer KĂ€lte (-80° – 196°C; sog. âKryotherapieâ), bei der sich idealtypisch unterhalb der Warze eine Blase in der Haut bildet, welche das komplette Warzengebilde im Blasendach beinhaltet, welches nach Abheilen der Blase abgestoĂen wird. Chirurgische Verfahren beinhalten hĂ€ufig ein nicht unerhebliches Narbenrisiko, auch ist aufgrund der starken Blutungsneigung die Gefahr der Warzenverschleppung durch mit Viren kontaminiertes Blut in die Umgebung der ursprĂŒnglich behandelten Warze gegeben! In letzter Zeit findet die Abtragung von Warzen mit dem Laser (chirurgische Laser wie Erbium-Yag- und CO2-Laser, aber auch sog.âGefĂ€Ălaserâ wie z.B. dem KTP-Laser) zunehmende Beliebtheit; allerdings bei nur eingeschrĂ€nkter Abrechenbarkeit im kassenĂ€rztlichen Bereich! Auch der Einssatz moderner Immunmodulatoren kann durchaus erfolgversprechend sein (Beispiel: Imiquimod), wobei diese Substanzen eine sorgfĂ€ltige Reduktion der Hornschichtdicke durch vorheriges Abtragen erfordern, wenn sie z.B. im Bereich der FuĂsohle wirksam werden sollen. Manchmal werden – z.B. bei Vorliegen eines ausgeprĂ€gten Befalles bei Kindern – Ă€uĂerlich wirksame Immunmodulatoren durch den Einsatz von Immunstimulantien (z.B. Isoprinosine) in Tablettenform kombiniert, wodurch die Abwehrkraft des Organismus gegenĂŒber den Warzenviren gestĂ€rkt werden soll. Auch einige pflanzliche Substanzen (Beispiel: Thuja-Extrakt) sollen Ă€hnliche Wirkungen auf das Immunsystem des Menschen haben. Neuerdings werden therapieresistente Warzen – speziell um die FingernĂ€gel herum oder im Bereich von Handtellern und FuĂsohlen – mittels wassergefiltertem Infrarot-Licht (sog. âWIRAâ-Technik) schonend behandelt!
In jedem individuellen Fall stehen dem Hautarzt heute jedenfalls durchaus effektive Behandlungsverfahren zur VerfĂŒgung, mit denen auch ausgedehnte Befunde mit einem multiplen Warzenbefall vollstĂ€ndig zur Abheilung gebracht werden können! Je nach Lokalisation der Warze(n) am Körper, nach GröĂe bzw. Ausdehnung wird der Arzt eher mit einem âkonservativenâ, in der Regel fĂŒr die Haut/Hornhaut schonenderen Verfahren arbeiten, bei denen nicht selten eine Behandlungsdauer von vielen Wochen bis Monate einkalkuliert werden muss, oder er wird sich fĂŒr ein agressiveres, operatives Verfahren (z.B. mit dem CO2- Laser: 85% Heilungsrate nach nur 1 Behandlungssitzung) entscheiden, deren Kosten allerdings nicht in jedem Falle von den gesetzlichen Krankenkassen ĂŒbernommen werden! Bei Kindern insbesondere ist ZurĂŒckhaltung bei der Wahl operativer Behandlungsverfahren geboten, da es nicht selten zu Spontanheilungen von Warzen sozusagen âĂŒber Nachtâ kommt. Nicht ohne Grund kennt nahezu jeder irgendwelche Geschichten von Warzenheilern, die durch bloĂes âBesprechenâ oder âHandauflegenâ bis hin zum legendĂ€ren Herumwirbeln einer toten Katze um Mitternacht Warzen, die vorher ĂŒber Monate oder sogar Jahre nicht zur Abheilung gebracht werden konnten, plötzlich vollstĂ€ndig und dauerhaft verschwinden lieĂen! Dennoch ist in der Regel eine Behandlung von Warzen durch denn erfahrenen (Haut-)Arzt vor dem Hintergrund der Verbreitungsgefahr auf der eigenen Haut sowie der nicht unerheblichen Ansteckungsgefahr fĂŒr Andere und nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines nicht zu vernachlĂ€ssigenden Entartungsrisikos mancher Schleimhautwarzen (z.B. des Genitalbereiches) in Hautkrebs dringend anzuraten!