Die No-Poo-Bewegung: Haarwäsche ohne Shampoo – geht das?

Haarwäsche ohne Shampoo wird in letzter Zeit zunehmend propagiert. Was man beachten sollte und welche Probleme hieraus resultieren können, erfahren Sie hier.
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Grundsätzlich sind die Bedenken der sogenannten„no poo“ Bewegung nicht ganz verkehrt: auch wir Hautärzte sind durchaus besorgt darüber, dass die Haare zu oft gewaschen und nicht selten Produkte mit ungeeigneten Inhaltsstoffen verwendet werden. Vermeiden sollten insbesondere Menschen mit empfindlicher Kopfhaut Inhaltsstoffe wie Cocamidopropylbetain- ein häufiger Allergieauslöser- oder Silikone. Letztere machen das Haar zwar schön glänzend und geschmeidig, bringen aber die Gefahr mit sich, die offenen Kopfhautporen und Follikelöffnungen zu verkleben, so dass ein vernünftiger Substanzaustausch durch die Kopfhaut nicht mehr stattfinden kann. Auch viele Farbstoffe oder Konservierungsstoffe meidet man besser (z.B. die Parabene).

Daraus aber die Folgerung abzuleiten, die Haare gar nicht mehr zu waschen halte ich als Haarspezialist für kontraproduktiv. Es hat in Europa eine Zeit gegeben, in der Ehepartner sich tagelang nicht wuschen, bevor sie miteinander schliefen, weil sie den ureigenen Körpergeruch des Partners in sich aufnehmen wollten. Wenn man heute in der U- oder S-Bahn neben einem der bedauernswerten Stadtstreicher zu sitzen kommt, kann man sich ungefähr vorstellen, was bei so einem Vorgehen zu erwarten ist. Kurzum: Der natürliche Körpergeruch des Menschen ist heute nicht mehr gesellschaftsfähig und wird mit allen erdenklichen Methoden unterdrückt (Deodorants) oder überdeckt (parfümierte Kosmetika aller Art). Ähnliche „Ausdünstungen“ sind zu erwarten, wenn man sich wochenlang die Haare nicht waschen oder diese zu mindestens nicht mit einer fettlöslichen Substanz behandeln würde: der Talg, den die in der Kopfhaut in großer Zahl befindlichen Talgdrüsen absondern, um Kopfhaut und Haare mit einem schützenden und pflegenden Schutzfilm zu überziehen, würde allmählich anfangen zu riechen wie ranzige Butter; später sogar unerträglich zu stinken! Es gibt sicher Personen, denen das selbst nichts ausmachen würde, aber deren Umgebung wird mit Sicherheit deutlich ablehnend reagieren!

Als Fazit empfehle ich den Einsatz eines milden Shampoos alle 2-3 Tage zur Kopfwäsche (Produkte aus eigener Entwicklung z.B. siehe www.haarausfall-medikamente.de). Darüber hinaus die Verwendung von lauwarmem – nicht zu heißem Waschwasser, was ebenfalls für das Föhnen gilt. Ab und zu kann durchaus ein biologisches Produkt wie Olivenöl als Kopfkappe über Nacht angewendet werden, um ausgetrocknete oder schuppige Kopfhaut wieder „in Form“ zu bringen. Wer das Waschen mitEidotter versucht hat weiß die Vorzüge eines guten, dermatologisch getesteten Shampoos durchaus zu würdigen und wer seine Haare einmal einer „Bierkur“ unterzogen hat dem prophezeie ich, dass er anschließend wochenlang einen Riesenbogen um sein Lieblings-Pils machen wird. Fehlt noch die Empfehlung, die Haare mit Eigenurin zu waschen: Für notorische Einzelgänger kein Problem, für den Menschen als soziales Wesen sicher keine Lösung. Hier treten die Vorzüge moderner Wissenschaft zutage, welche heute in der Lage ist, die aus langjährigen Beobachtungen gewonnenen Erfahrungen mit einem Naturstoff (z.B. dem Urin) einem spezifischen Inhaltsstoff (hier dem Harnstoff = Urea) zuzuordnen und daraus eine Reihe von hochspezialisierten Produkten zu entwickeln (z.B. harnstoffhaltige Shampoos oder Body-Lotionen) welche die bewährte Wirkung des Nährstoffes aufweisen, nicht aber deren Nachteile (z.B. Geruch)!

Manche Menschen – und das kommt nicht zu selten vor- leiden an fettigen Kopfschuppen und gereizter Kopfhaut, welche sich im Winter und durch Stress verschlechtert. Liegt eine solche Veranlagung zum „seborrhoischen Ekzem“ vor, ist sogar die Anwendung eines medizinischen Shampoos mit einer Anti-Pilz-Substanz erforderlich, damit bestimmte organische Keime („Pityrosporum ovale“) in ihrem Wachstum gehindert werden. Unterlässt man dieses und wäscht stattdessen gar nicht, kann sich die Kopfhautproblematik zu einer massivjuckenden, mit einer panzerartigen Schuppenkruste bedeckten Oberfläche ausweiten, aus der nach und nach immer mehr Haare unwiederbringlich ausfallen….

Die „no-poo“-Bewegung bringt also durchaus unkalkulierbare Risiken mit sich. Bei Unsicherheiten bezüglich des Zustandes der eigenen Kopfhaut und bezüglich der richtigen Haarpflege sollte der Rat eines erfahrenen Facharztes eingeholt werden!

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